Fünfter Baustein: Lückenloser Wärmeschutz

Darauf kommt es an

  • Die Energieverluste an Wärmebrücken fallen umso mehr ins Gewicht, je besser ein Haus gedämmt ist.
  • Weil es an Wärmebrücken innen kälter ist als an den angrenzenden Bauteilflächen, kann dort Feuchtigkeit aus der Raumluft kondensieren und Schimmelpilzbefall hervorrufen.
  • Mit einer Wärmebildkamera aufgenommene Thermografien machen Wärmebrücken sichtbar. Wärmebilder können eine energetische Untersuchung des Hauses durch einen Energieberater aber nicht ersetzen.
  • Durch gezielte Wärmedämmung und andere bauliche Maßnahmen lassen sich Wärmebrücken vollständig beseitigen oder wenigstens soweit vermindern, dass dadurch keine größeren Energieverluste mehr entstehen.

Eigentlich müssten die vier Bausteine Außenwanddämmung, Dach(boden)dämmung, Kellerdeckendämmung und Dreischeibenfenster eine vollständig gedämmte Gebäudehülle ergeben. Aber fast jeder Altbau hat dann immer noch sogenannte Wärmebrücken. Die machen einen Strich durch diese Rechnung.

Wärmebrücken sind nichts anderes als Wärmelecks in der Gebäudehülle. An diesen Schwachstellen im Wärmeschutz gelangt im Winter verstärkt Heizwärme von innen nach außen. Deshalb ist es an Wärmebrücken außen wärmer als auf den angrenzenden Bauteilflächen. Das sieht man gut auf Infrarotbildern. Innen ist es an Wärmebrücken jedoch kälter als an der übrigen Wand. An diesen kühlen Wandstellen kann sich sogar Feuchtigkeit aus der Raumluft niederschlagen und einen Nährboden für Schimmelpilz bilden.

In jedem Fall verliert ein Haus an Wärmebrücken viel Heizwärme. Gerade dann, wenn Außenwände, Dach, Kellerdecke und Fenster gut gedämmt worden sind, können Wärmebrücken den erwarteten Spareffekt stark mindern. Wer sein Haus optimal dämmen will, muss deshalb auch alle Wärmebrücken beseitigen.

Thermografie spürt Wärmebrücken auf

Manche Wärmebrücken werden durch eine Dämmmaßnahme oder durch neue Fenster automatisch beseitigt. Das sind zum Beispiel Heizkörpernischen, die bei einer Außenwanddämmung mitgedämmt werden, und ungedämmte Rollladenkästen, die bei einem Fensteraustausch verschwinden.

Andere Wärmebrücken wie etwa Glasbausteinwände fallen Fachleuten sofort ins Auge. Um sie zu beseitigen, ersetzt man die Glasbausteine durch eine gedämmte Wand mit Dreischeibenfenstern.

Glasbausteinwände und Bauteilanschlüsse zu unbeheizten Anbauten - wie hier der Eingangsvorbau - sind typische Wärmebrücken bei vielen Häusern aus der Zeit von 1960 bis 1980.

Es gibt aber auch viele versteckte Wärmebrücken. Das sind zum Beispiel Geschossdecken, die nahtlos in eine Balkonplatte übergehen.

Wärmebrückenverdächtig sind generell auch Vorsprünge an Dach und Fassade sowie alle Nischen und Erker.

Auch an Dachaufbauten und an der Nahtstelle zu unbeheizten Anbauten können starke Wärmebrücken auftreten.

An welchen Stellen ein Haus versteckte Wärmebrücken hat, findet man am besten mit einer Wärmebildkamera heraus, die heute zur Grundausstattung eines jeden professionellen Energieberaters gehört. Die Thermografiekamera macht die Wärmeunterschiede auf der Gebäudehülle sichtbar. Weil die Temperaturen an Wärmebrücken höher sind als an den übrigen Bauteilflächen, kann man so die versteckten Wärmebrücken leicht erkennen.

Die eine Doppelhaushälfte ist gedämmt, die andere nicht. Die weißen, roten und gelben Bereiche des mit einer Thermografiekamera aufgenommenen Bildes signalisieren: Hier geht Wärme verloren!

Ein Nachteil der Wärmebildtechnik ist, dass sie nur im Winterhalbjahr funktioniert. Denn um Wärmebilder machen zu können, darf die Außentemperatur nicht höher als fünf Grad Celsius sein.

Wie man Wärmebrücken an Balkonplatten beseitigt

Wenn bei einem Haus die Balkonplatte mit der Geschossdecke eine Einheit bildet, dann leitet die Balkonplatte im Winter wie eine Kühlrippe die Wärme nach außen ab.

Diese schlimme Art von Wärmebrücken findet man öfters bei Wohngebäuden, die zwischen 1960 und 1980 gebaut wurden.

Die Gebäudehülle dieses 1960 gebauten Einfamilienhauses befand sich vor der energetischen Modernisierung noch ganz im ursprünglichen Zustand. Die Balkonplatte und der Dachüberstand ...

... sind nahtlos mit den Innendecken verbunden. Um diese starken Wärmebrücken zu beseitigen, wurde der Balkon vollständig umbaut und die Balkonplatte von unten dick gedämmt.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um eine solche Wärmebrücke zu beseitigen. Man kann zum Beispiel die Balkonplatte von oben und unten dämmen. Das hört sich einfach an. In der Baupraxis ist eine begehbare, wetterfeste und langlebige Dämmung der Balkonplatte aber aufwendig. Außerdem wird dadurch der Wärmebrückeneffekt nicht vollständig beseitigt, sondern nur vermindert.

Eine bessere Lösung ist es, die Balkonplatte in die beheizte Gebäudehülle zu integrieren. Das ist zwar noch viel aufwendiger als die Platte zu dämmen, schafft aber auch zusätzliche Wohnfläche. Und der Wärmebrückeneffekt verschwindet so vollständig.

Diese Doppelhaushälfte mit Baujahr 1965 war, bevor sie von Grund auf energetisch modernisiert wurde, ein kostspieliges Energiefresserhaus.

Um die Balkondecke und die alte Terrassendecke als Wärmebrücken unschädlich zu machen, wurde die gesamte Hausfront nach vorn versetzt.

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